30 Jahre APE

Wenn ein Unternehmen 30 Jahre alt wird, ist das oft Anlass, Wachstum, Prosperität und Optimismus zu zeigen. Dann gibt es Fotos von modernen Industrieanlagen, attraktiven Produkten, den inzwischen grauhaarigen Gründerinnen und Gründern und hoffentlich einem jungen dynamischen Management, das das Unternehmen weiterführt.

Das ist alles legitim und als Gründer dürfen wir stolz sein, aber bekanntermaßen beruht ein nachhaltiger Unternehmenserfolg auf den kontinuierlichen Leistungen vieler Mitarbeitender und besonderer Leistungen einiger.

Ich kenne und arbeite mit Cornelia seit 33 Jahren. Mitte der 80er war ich Berufsanfänger und auch sie startete nach ihrem Studium in Jena als Labortechnikerin in unserem Institut, dem Zentrum für wissenschaftlichen Gerätebau der Akademie der Wissenschaften, in Berlin Adlershof ihre berufliche Laufbahn. Cornelia integrierte sich schnell in unsere Arbeitsgruppe und sorgte mit ihrer effektiven und gut organisierten Arbeitsweise für einen reibungslosen Ablauf der Tests und Experimente in unseren Laboren.

Das Institut überlebte die politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen nicht, die mit dem Ende der DDR einhergingen. Gemeinsam mit einigen Kolleginnen und Kollegen sowie Wissenschaftlern aus Halle/Saale gründeten wir zunächst ein Ingenieurbüro. Basierend auf deren Forschungsergebnissen sollte ein neues Medizinprodukt entwickelt und vermarktet werden. Cornelia war mit im neuen Team. Tatsächlich wurden einige gut funktionierende Prototypen gebaut, aber wir waren Anfänger und hatten keine Erfahrung, wie aus einer guten technischen Lösung ein wirtschaftlicher Erfolg werden kann.

Dennoch waren diese 3 Jahre wie ein Turbo-Lehrgang in Marktwirtschaft. Cornelia entdeckte neben der Arbeit im Labor ihr Interesse an Betriebswirtschaft und Betriebsorganisation und übernahm in diesem Bereich viele Aufgaben. Sie hatte immer einen guten Überblick über unsere wirtschaftliche Lage. Sehr schnell war sie dadurch in einer zentralen Position.

Doch der wirtschaftliche Erfolg im Ingenieurbüro blieb aus, die Fördergelder allein konnten die kleine Firma nicht dauerhaft finanzieren und schließlich gab es interne Auseinandersetzungen. Ich verließ das Unternehmen, arbeitete aber als Freelancer noch ein paar Monate weiter. Cornelia sorgte dafür, dass mein alter Chef meine Rechnungen pünktlich bezahlte.

Ein paar Monate später, am 9.11.1992, gründeten Edlef, Thomas und ich dann die APE GmbH. Im März 1993 verließ auch Cornelia das Ingenieurbüro und wurde die erste Mitarbeiterin von APE.

Das war eine große Unterstützung erstmal für mich, ein paar Monate später auch für Thomas und Edlef. Cornelia war in den ersten Jahren Assistentin für „Alles“. Sämtliche Büro-Aktivitäten liefen über sie. Sie übernahm aber auch Aufgaben in der Fertigung, wie z.B. Leiterplatten löten, Frontplatten bohren, Manuals überarbeiten, darüber hinaus konnte sie als ausgebildete Technikerin viele fachliche Fragen direkt mit Kunden besprechen.

Die ersten Jahre waren für APE schwierig, wir kamen zwar mit der Entwicklung von Produkten voran, aber die Realisierung von ausreichenden Umsätzen war eine ständige Herausforderung. Unsere finanzielle Decke blieb lange sehr dünn. Manchmal konnten Gehälter nicht pünktlich gezahlt werden, aber Cornelia sorgte dafür, dass zumindest die Sozialabgaben und Steuern immer rechtzeitig überwiesen wurden. Ich hatte öfter Zweifel, ob wir es schaffen – Cornelias Loyalität war eine wichtige Stütze.

Irgendwie ging es doch aufwärts, APE wurde mit dem ersten kommerziellen Autokorrelator zu einer kleinen aufstrebenden Marke in der noch übersichtlichen Ultrakurzzeit-Branche. Wir waren von Anfang an global ausgerichtet und zunehmend international erfolgreich.

1998 verließen wir Adlershof. Das GSG Gelände in Lichtenberg war gerade fertiggestellt und die APE GmbH der erste Mieter in modernen Gewerberäumen. Es machte Spaß, sich hier einzurichten.

In der noch jungen und kleinen Firma gab es keine wirkliche Struktur oder Hierarchie, die 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren nur locker in den Tätigkeiten festgelegt und übernahmen wie natürlich gleichzeitig verschiedene Aufgaben vom Auftrag über Entwicklung, Fertigung und Versand. Wenn schließlich wieder ein Produkt fertig und verpackt auf die große Reise ging, war das jedes Mal ein Ereignis, auf das wir gemeinsam stolz waren. Cornelia managte entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Die folgenden Jahre brachten eine zunehmende Nachfrage nach unseren Produkten,  wir mussten schnell wachsen. APE stellte Personal ein und erweiterte die Geschäftsräume. Der erste Reinraum entstand.

Wir arbeiteten immer professioneller, trotzdem blieb APE für viele nicht nur ein Job, sondern war auch ein sozialer Ort. Es gab Events, Partys, Reisen, die legendären Kinderweihnachtsfeiern mit raffinierten technischen Basteleien sind immer noch Highlights. Wir hatten Glück, dass es über viele Jahre kontinuierlich aufwärts ging.

Der 20. Geburtstag von APE ist mir in besonderer Erinnerung geblieben. Nicht nur, weil wir den ausgelassen im Wasserwerk Berlin gefeiert haben, sondern auch, weil mir zum ersten Mal klar wurde, dass APE bald ein Wechsel bevorsteht. Obwohl die 3 Gründer das Geschäft noch gut führten, hatten wir auch zunehmend Probleme in vielen Bereichen. Die zentralgesteuerte inhabergeführte Firma kam organisatorisch zunehmend an ihre Grenzen.

Wir ließen uns helfen! Im Ergebnis eines umfassenden Coachings strukturierten wir die Firma neu. Es entstanden Abteilungen und Teams und bei uns alten Gründern verfestigte sich die Erkenntnis, diese Gelegenheit zu nutzen, um auch eine moderne und verjüngte Geschäftsführung (GF) für APE einzusetzen.

Es stand außer Frage, das Familienunternehmen auch als solches weiterzuführen, aber die Generation unserer Kinder war noch nicht bereit, direkt einzusteigen oder in anderer Form Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig hatten wir im Unternehmen einige erfahrene und talentierte Kolleginnen und Kollegen, die für die GF geeignet schienen.

Wir entschieden uns für Cornelia und Bodo. Bodo leitete seit einigen Jahren die Produktion und Cornelia war ja sowieso schon lange die Finanzchefin und auch in Personalfragen geschult. Das war schnell entschieden.

Ein kurzfristiger Einbruch von Bestellungen eines wichtigen OEM Partners stellte die Firma 2015 vor erhebliche Probleme. Zum ersten Mal in unserer Geschichte brachen Umsätze massiv  ein und über einige Monate hinweg verlor APE immer mehr an Substanz. Die neue GF musste handeln und harte und unpopuläre Maßnahmen durchführen. Wir trennten uns von Mitarbeitenden, reduzierten unsere Firmenfläche und reorganisierten die Firma. Glücklicherweise zeigten die Maßnahmen relativ kurzfristig Erfolg, das Unternehmen konnte sich innerhalb einiger Monate wieder erholen. Es war ein harter Start für das neue Team, niemand hatte es so vorhergesehen. Schließlich war die GF aber erfolgreich und gestärkt.

Wir als Gründer zogen uns aus dem Tagesgeschäft zurück, Cornelia und Bodo arbeiteten ruhig und nach den aufregenden ersten Monaten haben wir das auch sehr geschätzt. Insbesondere Marketing und Sales wurden umorganisiert, neues Personal kam dazu, andere Kolleginnen und Kollegen verließen uns. Das Unternehmen wurde wirtschaftlich wieder erfolgreich.

Der Ausbau des Sales zeigte Erfolge, stellte APE aber vor neue Aufgaben. Die gleichzeitige Einzelfertigung von komplexen Anlagen und die steigende Serienproduktion waren eine organisatorische Herausforderung. Gleichzeitig sollte die hohe Innovationsrate durch Forschung und Entwicklung aufrechterhalten werden.

Mit welche Maßnahmen und auf welche Weise APE am besten vorankommt, führte zu konfliktreichen Diskussionen. Es ging auch um unsere Firmenkultur und die Firmenziele. Was und wohin will APE? Wie schaffen wir es, gleichzeitig ein modernes soziales Unternehmen und innovativ und wirtschaftlich erfolgreich zu sein?

Mitten in der Pandemie mussten wir uns mit diesen schwierigen Fragen beschäftigen. Die Gesellschafter, die GF und ein Teil der Mitarbeitenden waren hier intensiv eingebunden. Im Coaching-Prozess kamen die unterschiedlichen Positionen zu Tage und es stellte sich heraus, dass Entscheidungen seitens der Gesellschafter notwendig wurden, um der Firma wieder die klare Identität zu verleihen, die von vielen Kolleginnen und Kollegen erwartet wurde.

Als Gesellschafter entschieden wir uns für einen GF-Wechsel, weil nach unserer Auffassung mit neuem Personal die jüngsten Erkenntnisse und Ideen am besten umzusetzen sind.

Wir als Gesellschafter aber auch eine große Mehrheit von Mitarbeitenden inklusive Konrad als neuen GF baten Cornelia, weiterhin als erfahrene, kompetente und mit der Firma eng verbundene Finanzchefin zu arbeiten.

Sie entschied sich zu bleiben, wir waren erleichtert!

Die Aufgaben bleiben anspruchsvoll, aber es gibt viel berechtigten Optimismus und ich freue mich sehr, dass Cornelia uns weiterhin begleitet.

Danke Cornelia für die 30 Jahre bei APE!